Auf der Behörde 

1 Beamter, 1 Besucher
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Besucher: Guten Tag!

Beamter: Guten Tag. Was möchten Sie ?

Besucher: Ich möchte einen Antrag stellen.

Beamter. So, so, Sie möchten einen Antrag stellen?

Besucher: Ja!

Beamter: Dann müssen Sie zuvor ein Formular ausfüllen mit ihren Personalien und der Angabe, was für einen Antrag Sie stellen wollen.

Besucher: Nun gut, wenn es sein muss.

Beamter: Es muss sein, also fangen wir sofort an. Als erstes sagen Sie mir bitte ihren Hausnamen.

Besucher: Meinen Hausnamen? Das tut mir leid, aber unser Haus hat keinen Namen, nur eine Nummer.

Beamter: Aber ich meine doch ihren Zunamen, den Nachnamen, so, wie auch ihre Eltern heißen.

Besucher: Meine Eltern heißen Fritz und Marie !

Beamter: Aber ich bitte Sie, ich meine ihren Familiennamen!

Besucher: Ach so, warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? Also mein Familienname ist Zerwonkazerledowitsch 

Beamter: Wie bitte? Sagen Sie das noch einmal!

Besucher: Zerwonkazerledowitsch 

Beamter: Das ist ja ein schrecklicher Name, wie schreibt man denn das? Na, lassen wir das für später. Sagen Sie mir bitte jetzt ihren Rufnamen.

Besucher: Der ist Idefix

Beamter: Was, etwa diese komische Figur aus Asterix und Obelix?

Besucher: Genau die!

Beamter: Aber Sie wollen mit doch nicht erzählen, dass der Standesbeamte ihren Eltern diesen Namen eingeschrieben hat.

Besucher: Da haben Sie recht. Aber Sie haben mich nach meinen Rufnamen gefragt und meine Freunde rufen mich nun einmal Idefix.

Beamter: Gut und schön, aber ich möchte ihren gesetzlichen Vornamen wissen.

Besucher: Also der ist Rudi.

Beamter: Also Sie heißen Rudi Zerwonkalen.... dingsda. Aber sagen Sie mal, Rudi, das klingt so nach einer Abkürzung. Heißen Sie in Wirklichkeit vielleicht Rudolf?

Besucher: Da haben Sie gar nicht so Unrecht. Eigentlich sollte ich Rudolf heißen. Aber bei dem "d" in Rudolf ging dem Standesbeamten fast die Tinte aus. Da hat er schnell noch ein "i" hinzugefügt und so wurde aus dem schönen Rudolf nur ein Rudi.

Beamter: Nun gut, wenn es so sein soll! Machen wir weiter: Geboren?

Besucher: Ja!

Beamter: Was soll das heißen?

Besucher: Das soll heißen, dass ich geboren wurde.

Beamter: Aber das weiß ich doch!

Besucher: Ach das wissen Sie? Woher denn? Waren Sie etwa dabei, als ich geboren wurde? Das interessiert mich, erzählen Sie doch!

Beamter: Aber natürlich war ich nicht dabei!

Besucher: Und woher wissen Sie das dann?

Beamter: Na, wenn Sie so quitschvergnügt hier vor mir stehen, bzw. sitzen, dann muss ich doch wohl annehmen, dass Sie irgendwann geboren wurden.

Besucher: Also, ich muss sagen, das entbehrt nicht einer gewissen Logik. Für einen Beamten eine reife Leistung.

Beamter: Nun werden Sie mal nicht anzüglich! Aber machen wir weiter. Also wann wurden Sie geboren?

Besucher: Das war um Mitternacht!

Beamter: Aber ich will doch keine Tageszeit wissen, sondern den Tag!

Besucher: Also das muss ein Donnerstag gewesen sein. Lassen Sie mich noch einmal überlegen, ja, das muss Donnerstag gewesen sein. Am Donnerstag gibt es bei uns immer Erbsensuppe und ich habe den Geruch noch heute in der Nase.

Beamter: Also so geht das nicht weiter. Ich möchte wissen, an welchem Datum Sie geboren wurden, also am 1. 2. 3. oder ich weiß nicht an welchen Datum eines Monats. Das müssen schließlich Sie doch wissen!

Besucher: Also da gibt es eine gewisse Schwierigkeit.

Beamter: Warum denn das?

Besucher: Nun, weil ich gewissermaßen an zwei Tagen geboren wurde!

Beamter: Aber wie soll das denn zugehen. Jeder Mensch kann doch nur an einem bestimmten Tag geboren werden.

Besucher: Das sagen Sie! Meine Eltern sind da aber ganz anderer Auffassung Ich wurde nämlich genau um Null Uhr Null geboren. Meine Mutter sagt, das war gerade in der ersten Sekunde des neuen Tages, also am 11. Januar. Mein Vater dagegen sagt, ich wurde um 24 Uhr geboren und das war die letzte Sekunde des alten Tages. Das wäre dann der 12. Januar. Da haben Sie das Dilemma. 

Beamter: Also das ist ja ein großes Durcheinander bei ihnen. Sie müssen sich nun für ein Datum entscheiden. Sie sagten doch eben, dass Sie an einem Donnerstag geboren wurden. War nun dieser Donnerstag der 11. oder der 12. Januar?

Besucher: Also ich habe mich für den 12. entschieden. Wissen Sie, dann bin ich etwas jünger, und wer möchte nicht möglichst jung sein?

Beamter: Gut, Sie wurden also am 12. Januar geboren. Du liebe Zeit, jetzt haben Sie mir sogar den Monat mitgeteilt, ohne dass ich Sie gefragt habe! Hoffentlich ist das ein gutes Omen für die weiteren Fragen. Bitte sagen Sie mir jetzt, in welchem Jahr Sie geboren wurden.

Besucher: Also das ist wieder ganz einfach. Wissen Sie, ich wurde geboren in dem Jahr, als wir den superheißen Sommer hatten. Drei Monate keinen Regen und fast jeden Tag 35 Grad im Schatten. Ich weiß noch heute, wie ich in meinen Windeln geschwitzt habe.

Beamter: Aber ich bitte Sie, ich will keinen Wetterbericht, sondern eine Jahreszahl wie: Nunzehnhundertsoundsoviel.

Besucher: Also das Jahr Soundsoviel war es bestimmt nicht.

Beamter: Also bitte die Jahreszahl!

Besucher: Also das war Neunzehnhundertelfundfünfzig!

Beamter: Also das ist doch keine Jahreszahl, was soll das?

Besucher: Aber das ist doch ganz einfach. Überlegen Sie mal! Da haben wir Neunzehnhundert und elf und fünfzig. Na, was macht das?

Beamter: Ach so meinen Sie das! Das wäre dann Neunzehnhunderteinundsechzig! Aber warum machen Sie das so kompliziert?

Besucher: Ich sage immer: Warum einfach, wenn es kompliziert auch geht!

Beamter: Nun aber weiter! Jetzt möchte ich wissen, wo Sie geboren wurden.

Besucher: Geboren wurde ich im Schlafzimmer meiner Eltern, das heißt genau genommen im Bett meiner Mutter.

Beamter: Also Sie bringen mich noch zur Verzweiflung! Ich will wissen an welchem Ort, in welcher Stadt Sie geboren wurden.

Besucher: Also ich wurde in gar keiner Stadt geboren.

Beamter: Aber jeder Mensch wird doch in irgendeiner Stadt geboren!

Besucher: Nein, ich wurde in einem Dorf, genau genommen in einem Dörflein geboren.

Beamter: Stadt, Dorf oder Dörflein, das ist doch ganz egal, sagen Sie mir bitte wie heißt nun dieses Dörflein?
Besucher: Kleinklekkersdorf!

Beamter: Wie bitte? Kleinklekkersdorf? Das ist aber ein recht eigenartiger Name! Und wo liegt dieser Ort?

Besucher: Also liegen tut er überhaupt nicht.

Beamter: Wie soll ich das verstehen?

Besucher: Nun, der Ort liegt nicht, sondern steht, ein Haus steht neben dem anderen. Insgesamt drei Stück.

Beamter: Ich meine, welcher größere Ort in der Nähe ihres Dörfleins liegt, oder wenn es ihnen so lieber ist: steht?

Besucher: Also das ist Großklekkersdorf.

Beamter: Also gut, wenn Sie meinen. Jetzt brauche ich nur noch Ihre Adresse. Wo wohnen Sie?

Besucher: Ich wohne in Deutschland.

Beamter: Aber ich bitte Sie. das ist doch klar, dass Sie in Deutschland wohnen.

Besucher: Wieso denn? Ich könnte doch auch in Australien wohnen.

Beamter: Ich möchte die Stadt, aber von mir aus auch das Dörflein wissen, in dem Sie wohnen.

Besucher: Nein, dieses Mal ist es wirklich eine Stadt.

Beamter: Und wie heißt die?

Besucher: Munic.

Beamter: Munic? Das habe ich ja noch nie gehört. Wo soll das denn sein?

Besucher: Das ist ganz einfach. Das ist französisch und heißt München.

Beamter: So, Sie wohnen also in München. Und in welcher Straße bitte?

Besucher: Ich wohne in gar keiner Straße.

Beamter: Also nun hören Sie bitte mit dem Unsinn auf!

Besucher: Wieso? Ich wohne wirklich nicht in einer Straße, sondern an einem Platz.

Beamter: Auch gut. Dann bitte, wie heißt der Platz.

Besucher: Das ist der Rote Platz.

Beamter: Gut, und wie ist die Nummer?

Besucher: Die Nummer ist Zwölfundvierzig.

Beamter: Zwölfundvierzig? Ach so, Sie meinen Zweiundfünzig. Und nun sagen Sie mir bitte noch, welchen Antrag Sie stellen möchten.

Besucher: Ich möchte den Antrag stellen, dass ich keinen Antrag zu stellen brauche, wenn ich einen Antrag stellen möchte. Und nun sagen Sie mir bitte noch, wann ich den Bescheid abholen kann.

Beamter: Nun, fragen Sie einmal in zwölfzig Wochen hier nach!

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